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Bei der Besichtigung der Pferdekopfpumpe und Checkübergabe am 5. Mai 2023 in Meldorf waren dabei (von links): Landrat Stefan Mohrdieck, Martin Buttchereit (Leiter der von Wintershall Dea betriebenen Bohr- und Förderinsel Mittelplate), Derek Mösche (Pressesprecher der Wintershall Dea Deutschland GmbH), Karla Müller-Helferich (Vorstandsmitglied des Freundeskreises Dithmarscher Landesmuseum), Martin Gietzelt (Leiter der VHS-Dithmarschen), Petra Jasper (Kreis Dithmarschen) und Lutz Christiansen (Schleswig-Holsteinisches Landwirtschaftsmuseum).
Die circa 8 Tonnen schwere Pferdekopfpumpe steht im Innenhof des Schleswig-Holsteinischen Landwirtschaftsmuseum.

Wintershall Dea sponsert das Aufstellen der historischen Ölförderpumpe

MELDORF. Die Wintershall Dea Deutschland GmbH hat dem Freundeskreis Dithmarscher Landesmuseum 6.000 Euro für den Aufbau der Pferdekopfpumpe im Innenhof des Schleswig-Holsteinischen Landwirtschaftsmuseums gespendet.

Am 5. Mai 2021 wurde die Ölförderpumpe vom Dithmarscher Landesmuseum zum Schleswig-Holsteinischen Landwirtschaftsmuseum versetzt. Ihren festen Standort erhielt sie am 2. Dezember 2022 nach Abschluss der Arbeiten am Kopfsteinpflaster des Innenhofs zur Barrierereduktion. Die Pferdekopfpumpe förderte für die Deutsche Erdöl AG (DEA) von 1939 bis 1994 Erdöl auf einem Feld zwischen Meldorf und Epenwöhrden. Anschließend stand sie von 1995 bis 2021 als Industriedenkmal am Dithmarscher Landesmuseum.

Karla Müller-Helfrich, Vorstandsmitglied des Freundeskreises Dithmarscher Landesmuseum, sagt: „Im Namen des Freundeskreises danken wir besonders Wintershall Dea für die Spende. Der Umzug des tonnenschweren Industriedenkmals erforderte viel Expertise und Fingerspitzengefühl. Im Innenhof des Landwirtschaftsmuseums hat die Pumpe jetzt einen dauerhaften Ausstellungsort gefunden.“

Museumsleiter Alexander Eggert freut sich: „Ich danke Wintershall Dea sehr für die finanzielle Unterstützung sowie dem Freundeskreis Dithmarscher Landesmuseum und dem Kreis Dithmarschen für die Wahl des Standortes und für die Umsetzung. Die Pferdkopfpumpe ist Sinnbild für den landwirtschaftlichen Strukturwandel in Dithmarschen im 20. Jahrhundert und bereichert unseren Bestand ideal.“

Der Leiter der von Wintershall Dea betriebenen Bohr- und Förderinsel Mittelplate, Martin Buttchereit sagt: „Es freut mich, dass die Pferdekopfpumpe nun ihren Platz vor dem Landwirtschaftsmuseum gefunden hat. Über Jahrzehnte haben Pumpen dieser Art das Landschaftsbild von Marsch und Geest geprägt. Sie ist ein Sinnbild für die lange Erdöltradition Dithmarschens. Heute leistet Erdöl als Rohstoffquelle einen wichtigen Beitrag für unsere moderne Gesellschaft, zum Beispiel als Basisprodukt für die weiterverarbeitende Industrie an der Westküste. Mit der Produktion aus Deutschlands größter Erdöllagerstätte Mittelplate ist Dithmarschen zum Vorreiter einer sicheren, umweltverträglichen Rohstoffgewinnung geworden. Die Pumpe steht an diesem idealen Ort als beeindruckendes Denkmal für Pioniergeist, Unternehmertum und wirtschaftlichen Erfolg.“

Landrat Stefan Mohrdieck bedankt sich bei allen Beteiligten: „Mit dem Erhalt der Pumpe bewahren wir einen wertvollen Teil unserer Geschichte. Der Fortschritt innerhalb nur einiger Jahrzehnte von der ersten Pferdekopfpumpe bis zur Erdölförderung auf Mittelplate und den heutigen Windkraftanlagen und Wasserstoffprojekten zeigt deutlich, in welchem Tempo sich Dithmarschen als Teil der Energieküste und zum modernen Industriestandort entwickelt hat.“

Fakten zur Pferdekopfpumpe

Die circa 8 Tonnen schwere Pumpe wurde 1938 im Eisenwerk Wülfel in Hannover hergestellt. Angetrieben wurde die Pferdekopfpumpe mit einem Elektromotor mit einer Leistung von 10,5 kW (14,3 PS) bei 965 Umdrehungen pro Minute. Die Anzahl der Hübe lag bei 7,7 pro Minute und die Hubhöhe betrug 162 Zentimeter. Zu Beginn der Produktion lag die Fördermenge bei rund 18 bis 20 Liter Öl pro Minute.

Erdölförderung im Kreis Dithmarschen

Der Landwirt Peter Reimers entdeckte 1856 bei dem Versuch, auf seinem Acker bei Hemmingstedt einen Brunnen auszuheben, ölhaltige Sande. Der Geologe und Agrarwissenschaftler Ludwig Meyn begann damit, die Förderung zu verbessern. Aus dem ölhaltigen Sand wurden Bitumen, Wagenschmiere und „Asphalt-Solaröl“ für Petroleumlampen geschaffen. Somit war Dithmarschen Vorreiter in der Erdölgewinnung – noch vor dem Ölfund von Edwin Laurentine Drake 1859 in Titusville im US-Staat Pennsylvania. Allerdings konnte die zähflüssige Ölmasse aus Dithmarschen nicht mit der Qualität und Quantität des amerikanischen Erdöls mithalten.

In Dithmarschen stieß die Bohrung „Holstein 2“ nördlich des heutigen Werkgeländes der Raffinerie Heide im Jahr 1935 in 400 Meter Tiefe auf erstes flüssiges Erdöl. Mit der Erschließung weiterer Felder in der Nachbarschaft begann die umfangreiche Erdölförderung in der Region. Höhepunkt waren die 1950er bis 1970er Jahre. Damals förderten die Pferdekopfpumpen den fossilen Rohstoff. Zu Beginn der 1990er Jahre waren die Öllagerstätten erschöpft.

Erdölförderung und Verarbeitung findet in Dithmarschen weiterhin erfolgreich statt. Über 1.000 qualifizierte Arbeitsplätze hängen in der Region an der Wertschöpfungskette Erdöl. Die Wintershall Dea Deutschland GmbH ist Betreiber von Deutschlands einziger Ölbohr- und -förderinsel Mittelplate vor Dithmarschens Küste. Die Raffinerie Heide GmbH hat Standorte in Hemmingstedt und Brunsbüttel im Chemcoast Park, Schleswig-Holsteins größtem Industriestandort. Die Raffinerie stellt Mineralölprodukte und petrochemische Vorprodukte her.